Obst entsaften besitzt schon eine sehr lange Tradition. Da auch schon Früchte entsaftet wurden, als es noch keine Elektrizität in allen Haushalten gab, gibt es auch traditionelle Entsaftungsmethoden, für die kein Entsafter benötigt wird. Für die einfachste Entsaftungsmethode wird einfach nur ein Kochtopf, Obst nach Wahl und Wasser benötigt.
Entsaften in einem Kochtopf
Obst kann ganz einfach in einem Kochtopf entsaftet werden. Dafür werden folgende Hilfsmittel benötigt:
- frisches oder tiefgekühltes Obst
- ein ausreichend großer Topf
- ein Pürierstab
- ein Sieb
- ein Baumwolltuch
- ein wenig Wasser
- bei Bedarf Zucker (wenn man z. B. Sirup kochen möchte)
Das Obst, das entsaftet werden soll, wird in einem Topf mit wenig Wasser erhitzt, damit die Zellstruktur der frischen Früchte durch die Hitze zerstört wird, und der Saft kann austreten.
Welches Obst kann verwendet werden?
Um in einem Topf Saft herstellen zu können, können alle bekannten Obstsorten verwendet werden. Besonders gut geeignet sind aber folgende Obstsorten, weil der Saftertrag durch den Kochvorgang zumeist höher ist, als bei der Nutzung handelsüblicher Entsafter (ausgenommen Dampfentsafter).
- Holunderbeeren (Beeren von den Dolden abstreifen)
- Rhabarber (Blätter abschneiden und in ganz kleine Stücke schneiden)
- Johannisbeeren (von den Rispen abstreifen)
- Kirschen (entkernen)
- Erdbeeren (klein schneiden)
- Brombeeren (können ganz verwendet werden)
- Himbeeren (können ganz verwendet werden)
- Pflaumen (entkernen und zerschneiden)
- Äpfel (für klassisches Apfelgelee, Kerngehäuse entfernen und klein schneiden)
- Stachelbeeren (können ganz verwendet werden)
- Weintrauben (können ganz verwendet werden)
- Mirabellen (entkernen und halbieren)
- Aprikosen (entkernen und zerschneiden)
- Pfirsiche (entkernen und klein schneiden)
Viele andere Obstsorten lassen sich ebenfalls auf diese Art und Weise entsaften, wie Mango, Papaya, Ananas usw.
Buchvorschläge
Obst und Gemüsesorten gibt es viele. Doch welche lassen sich kombinieren? Unter den Rezepten findet man ein paar Geheimtipps! Für weitere Anregungen können wir folgende Bücher empfehlen:
[asa booksuggestion]3442136946[/asa] [asa booksuggestion]1472340981[/asa]Die Obstvorbereitung
Das Obst, das entsaftet werden soll, muss gründlich gewaschen werden. Es sollte nur ganz frisches Obst verwendet werden, ohne Druck-, Faul- oder Schimmelstellen. Steinobst sollte nach dem Waschen entkernt werden. Nach dem Entkernen sollte das Obst mit einem Messer zerkleinert werden. Je kleiner das Obst geschnitten wird, desto größer ist die Saftausbeute. Äpfel, Rhabarber, Pfirsiche und andere Früchte mit weichen Schalen brauchen vor dem Entsaften nicht geschält werden. Das spart nicht nur Arbeit, es gibt dem Saft auch eine intensivere Farbe und mehr Inhaltsstoffe. Gerade die roten Farbstoffe in Obst und Gemüse sind besonders gesund für den Organismus.
Der Entsaftungsvorgang
Sobald das gesamte zerkleinerte Obst in dem Topf ist, wird etwas Wasser hinzugegeben. Die Menge richtet sich nach der Obstmenge. Die Wassermenge sollte etwa 20 Prozent des zu entsaftenden Obstes entsprechen. Der Topf sollte für die Entsaftung so gewählt werden, dass er eine ausreichende Größe besitzt, damit das Fruchtmus nach dem Kochvorgang direkt im Topf mit einem Pürierstab zu Brei zerkleinert werden kann.
Das zerkleinerte Obst und das Wasser werden dann auf größter Hitze erhitzt, bis es sprudelnd kocht. Danach kann die Hitze reduziert werden, damit der Kochvorgang gedämpft weiterverlaufen kann. Während des Kochvorgangs sollte immer ein Deckel auf dem Topf sein, damit keine Flüssigkeit verdampfen kann. Nach 20 bis 30 Minuten sollte das Obst zu Mus verfallen sein. Der Topf kann dann vom Herd genommen werden, damit das Fruchtmus zusätzlich noch einmal mit einem Pürierstab püriert werden kann.
Auskühlen und Abtropfen
Nach dem Pürieren wird ein großes Sieb in einen sauberen Topf gestellt. Das Sieb wird mit einer sauberen Mullwindel oder einem sauberen Trockentuch ausgelegt. Die Enden des Baumwolltuches können an den Topfgriffen fixiert werden, damit das Tuch nicht verrutschen kann. Die Enden können aber auch zwischen sieb und Topf eingeklemmt werden. Wichtig ist, dass sie nicht überstehen. Sobald das Obstmus zum Abtropfen in das Sieb geschüttet wird, saugt sich das Tuch mit Flüssigkeit voll. Würden Tuchenden überstehen, würde unaufhörlich Saft auf die Arbeitsfläche tropfen und wertvoller Saft verloren gehen.
Der Abtropfvorgang benötigt Zeit. Am besten lässt man das Fruchtmus über Nacht in dem Sieb, dann ist es am nächsten Morgen relativ trocken.
Fruchtmus zieht Ungeziefer an. Ameisen, Fliegen, Wespen, Bienen und Fruchtfliegen werden von dem Obstgeruch angelockt. Es ist daher sinnvoll, wenn die Fruchtmasse abgedeckt wird, während sie abtropft. Ein normaler Topfdeckel eignet sich hervorragend als Abdeckung. Am nächsten Tag kann der Deckel entfernt werden und das Tuch mit dem Fruchtmus aus dem Sieb genommen werden. Die Masse ist nun deutlich kleiner. Man kann das Baumwolltuch an den Ecken verwinden und auch noch die letzten Reste Saft aus der Masse wringen. Das ausgetrocknete Fruchtmus kann zu gar nichts mehr verwendet werden, es wird am besten auf dem Kompost oder im Biomüll entsorgt.
Die Weiterverwendung des Saftes
Durch das Baumwolltuch ist der begehrte Saft in den Topf getropft. Dieser kann nun in eine saubere Flasche abgefüllt und kühl aufbewahrt werden. Im Kühlschrank hält sich dieser unbehandelte Saft etwa 3 Tage. Er kann mit Mineralwasser gemischt als Schorle getrunken werden, oder zur Eisbereitung verwendet werden. Ist die Saftmenge zu groß, um sie sofort verbrauchen zu können, kann man ihn entweder tiefkühlen oder zu Sirup verkochen. Saft lässt sich in Vakuumtüten in großen Mengen Tieffrieren, oder in Eiswürfelformen portioniert. Frische Säfte lassen sich auch zu Gelee verkochen.
Wer lieber Sirup kochen möchte, gibt zwischen 10 und 20 Prozent Zucker auf die Saftmenge und kocht das Gemisch noch einmal sprudelnd auf. Danach wird der Sirup in saubere, sterilisierte Flaschen abgefüllt, die einen Twist-Off-Deckel besitzen. Durch die Hitze des Sirups entsteht beim Abkühlen ein Vakuum, das den Sirup luftdicht verschließt. Auf die Zugabe von Zucker kann fast ganz verzichtet werden, wenn der Saft zu Dicksaft eingekocht wird. Durch den Kochvorgang verdampft ein relativ großer Wasseranteil und der Saft wird immer dicker. Der einreduzierte Dicksaft kann ebenfalls in sterilisierte Flaschen mit Twist-Off-Deckeln abgefüllt werden. Dicksaft kann zum Backen, Kochen und für die Eiszubereitung verwendet werden. Säfte, Dicksäfte und Sirups sollten nach dem Abkühlen an einem kühlen, dunklen Ort (z. B. im Keller) aufbewahrt werden.
Je nach Geschmack können Säfte von unterschiedlichen Obstsorten miteinander gemischt, und zu Sirup verkocht werden. Wichtig ist, dass die Sirupflaschen nach der Fertigstellung mit Klebeetiketten versehen und beschriftet werden. Inhalt und Herstellungsdatum sollten auf dem Etikett vermerkt werden, damit man sich auch nach einigen Wochen in seinem Vorratskeller auskennt und den Sirup dem Herstellungsdatum entsprechend verbrauchen kann. Viele Siruparten haben nach der Abfüllung eine ähnliche Farbe, daher können die unterschiedlichen Sorten schlecht am Farbton unterschieden werden. Wer beim Einkochen nicht nur Zucker in den Sirup gibt, sondern auch ein wenig Zitronensäure, kann dadurch die natürlichen Farbstoffe im Saft stabilisieren und die Haltbarkeit verlängern.
Sirup schmeckt nicht nur mit Wasser oder Mineralwasser gemischt gut, er ist auch eine Bereicherung in jedem Tee. Gerade in den kalten Wintermonaten kann Kräutertee mit Fruchtsirup Erinnerungen an den Sommer wecken. Ein Sirup enthält zwar, aufgrund des mehrmaligen Aufkochens, nicht mehr viele Vitamine, aber wertvolle Mineralien. Holunderblütensirup und Holunderbeerensirup werden seit Generationen im Winter zur Vorbeugung und Behandlung bei Erkältungen im Tee getrunken.
Vorteile der Topfentsaftung
Bei der Topfentsaftung handelt es sich um ein Entsaftungsverfahren, das schon sehr alt ist. Die Topfentsaftung wurde später durch die Dampfentsaftung ersetzt. Wer einen großen Garten hat und viele Beeren innerhalb kurzer Zeit verarbeiten und haltbar machen möchte, kann bei der Topfentsaftung viel Zeit und Energiekosten sparen. Man kann auf diese einfache Art und Weise unterschiedliche Obstsorten ohne großen Aufwand entsaften und Sirup herstellen. Wer einmal einen großen Eimer Johannisbeeren vom Nachbarn geschenkt bekommt, sollte sich an diese Entsaftungsmethode erinnern. Man kann die Beeren dann schnell zu Saft verarbeiten, ohne sich vorher einen Entsafter anschaffen zu müssen, der dann später nur selten zum Einsatz kommt.
Da jeder Töpfe in unterschiedlichen Größen besitzt, kann die Topfgröße immer an die zu entsaftende Obstmenge angepasst werden. So können auch kleine Menge Saft ohne großen Energieaufwand hergestellt werden. Der Energieverbrauch steht immer in Relation zur hergestellten Saftmenge. Große Mengen an Kirschen, Johannisbeeren oder Erdbeeren lassen sich aber auch nicht mit einem Zentrifugenentsafter entsaften. Die Saftausbeute wäre zu gering und der Arbeitsaufwand zu groß. Während der Zentrifugenentsaftung müssen große Mengen Trester entfernt werden. Haushaltsübliche Entsafter können derart große Mengen Obst kaum verarbeiten, da sie immer wieder einmal eine Auskühlungspause benötigen. Sehr saftige, frische Beeren sind nicht lange haltbar. Sie sollten gleich nach der Ernte verarbeitet werden, das geht bei großen Mengen nur mit einem Dampfentsafter oder durch die Topfentsaftung.
Nachteile der Topfentsaftung
Da bei der Topfentsaftung die Zellstruktur durch Hitze zerstört wird, kann der Obstsaft austreten. Leider zerstört die Kochhitze nicht nur die Zellstruktur des Obstes, sondern auch wichtige Vitamine, die in frisch gepressten Säften erhalten bleiben. Dieser Nachteil relativiert sich aber, weil ein Sirup beim Einkochen sowieso erhitzt werden muss. Große Frischobstmengen verlieren durch Lagerung auch Inhaltsstoffe und verderben schnell, daher sollte man bei der Verwertung abwägen. Man kann einen kleinen Teil Obst zu Frischsaft verarbeiten und den Großteil zu Sirup verarbeiten und einkochen.
Ein weiterer Nachteil der Topfentsaftung liegt darin, dass der Trester absolut nicht weiterverwendet werden kann und entsorgt werden muss. Es sei denn, man hat Hühner, die sich über das ausgekochte Fruchtmus freuen.
Da bei der Topfentsaftung das Pürieren mit einem Pürierstab die Saftausbeute erhöht, müssen die zu entsafteten Beeren von Stielen und Stängeln abgestreift werden. Die Dolden von Holunderbeeren würden das Pürieren unmöglich machen. Bei einem Dampfentsafter dagegen können die ganzen Dolden entsaftet werden. Bei Johannisbeeren ist es ähnlich. Da sich in den Stängeln keine Giftstoffe befinden, können diese mitsamt den Beeren in den Dampfentsafter gegeben werden. Der Arbeitsaufwand bei der Topfentsaftung ist daher höher, als bei einem Dampfentsafter.